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Umweltverträgliche Dämmstoffe sind zeitgemäß und eine ernstzunehmende Alternative zu synthetischen Materialien. Die Dämmung mit Schafwolle ist nachhaltig und verfügt über hervorragende Eigenschaften, wenn sie entsprechend präpariert und fachgerecht eingebaut wird. Erfahren Sie alles über das Material und wie Sie eine Schafwolledämmung selbst anbringen.

Wie wird Schafwolle zur Dämmung?

Genauso wie Schafwolle seit Jahrhunderten zu wärmender Winterkleidung verarbeitet wird, kann sie auch der Wärmedämmung von Gebäuden dienen. Tradition hat das vor allem in Gegenden, in denen die Schafzucht seit jeher eine große Rolle spielt, beispielsweise Neuseeland oder Irland.

Schafwolle ist ein nachwachsender Rohstoff, der bei der jährlichen bzw. halbjährlichen Schafschur anfällt. Für die Verarbeitung zum Dämmstoff wird Rohwolle verwendet.

Diese wird zunächst gründlich gewaschen und gespült. Ziel ist, die natürliche Fettschicht zu beseitigen und den pH-Wert der Schafwolle zu neutralisieren.

Anschließend erfolgt eine Behandlung mit Zusatzstoffen, die die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge (vor allem Motten) sowie die Brandfestigkeit erhöhen. Zum Schluss werden die Fasern maschinell zu Matten, Dämmplatten oder Stopfwolle verarbeitet. Diese können als nachhaltige Baustoffe für verschiedenste Zwecke eingesetzt werden, zum Beispiel als:

  • Fassadendämmung
  • Dachdämmung
  • Innendämmung von Wänden und Zwischendecken
  • Trittschalldämmung
  • Hohlraumdämmung

Wie die meisten anderen Materialien zur ökologischen Dämmung ist auch Schafwolle nicht für die Perimeterdämmung geeignet, weil die Dämmung in diesem Bereich besonders druckfest und feuchtigkeitsabweisend sein muss.

Welche Eigenschaften machen Schafwolle zum guten Dämmstoff?

Das Tierfell kann von Natur aus Wärme und Feuchtigkeit in hohem Maße aufnehmen und speichern. Was die Schafe bei Wind und Wetter trocken und warm hält, lässt sich auf Gebäude übertragen. Dort kann das Dämmmaterial mit folgenden Eigenschaften überzeugen:

  • Wärmeschutz: Schafwolle hat eine mittlere Wärmespeicherkapazität, kann jedoch mit ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit selbst bei großen Temperaturunterschieden den Wärmeaustausch zwischen Außen und Innen verzögern: Räume bleiben im Sommer kühl und im Winter warm.
  • Dämmwirkung: Mit 0,03 bis 0,04 Watt pro Quadratmeter verfügt die Schafwolldämmung über eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit, diese ist deutlich höher als bei den Dämmstoffen Stroh oder Holzwolle.
  • Brandschutz: Mit der Baustoffklasse B2 bzw. E wird Schafwolle als normal entflammbar eingestuft und hat damit wie die meisten natürlichen Dämmstoffe nur mittelmäßige Brandschutzeigenschaften. Diese können durch die Kombination mit schwer entflammbaren Verbundmaterialien oder feuerfestem Putz verbessert werden.
  • Schallschutz: Gemeinsam mit Kork führt Schafwolle in diesem Punkt die Rangliste der ökologischen Dämmstoffe an. Durch die Faserstruktur entstehen automatisch luftgefüllte Hohlräume, die Geräusche sehr effektiv dämpfen. Das ist vor allem für den Trittschallschutz in Mietwohnungen oder den Geräuschschutz in Lagen mit hohem Verkehrsaufkommen vorteilhaft.
  • Feuchtigkeitsregulierung: Schafwolle kann Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnehmen und speichern, bei Bedarf aber auch wieder abgeben. Dank dieser Diffusionsoffenheit ist Schafwolle eine gute Dämmung für Gebäude, in denen die Luftfeuchtigkeit möglichst konstant bleiben sollte (z. B. aus Denkmalschutzgründen).
  • Widerstandsfähigkeit: Bei korrekter Vorbehandlung sind die Fasern optimal vor Schädlingsbefall und Verrottung geschützt. Schimmelbildung ist aufgrund der guten Feuchtigkeitsregulierung nicht zu befürchten.

Ein spezieller Vorteil von Schafwolle als Dämmstoff ist die luftreinigende Wirkung. Das in den Fasern enthaltene Protein Keratin bindet schlechte Gerüche und sogar Schadstoffe aus der Umgebungsluft. Darum ist das Material besonders für Personen mit Allergien geeignet, denn das Dämmen mit Schafwolle trägt zu einem gesunden Raumklima bei.

Verbreitete Vorurteile über das Dämmen mit Schafwolle

Es gibt einige Vorurteile über das Material, weit verbreitet sind beispielsweise die Annahmen, dass Schafwolldämmung ein erhöhtes Brandrisiko und eine besondere Anfälligkeit für Schimmel- und Pilzbefall hatte. Beides ist bei korrekter Verarbeitung nicht der Fall.

Außerdem haben einige Menschen Bedenken, dass sich der typische „Schaf- bzw. Stallgeruch“ in den mit Wolle gedämmten Räumen festsetzt. Auch diese Sorge ist unbegründet, denn die Schafwolle wird nach der Schur so gründlich gewaschen und gespült, dass störende Gerüche vollständig verschwinden. Lediglich das in den Fasern verbleibende Wollfett hat einen leichten Eigengeruch, der sich jedoch nach kürzester Zeit verflüchtigt.

Hat das Dämmen mit Schafwolle auch Nachteile?

Der Einsatz von Schafwolle als Dämmung hat wenige Nachteile: Diese betreffen vor allem die zur Schädlingsabwehr verwendeten Zusatzstoffe und die Kosten für Material und Einbau.

Zusatzstoffe

Schafwolle ist von Natur aus anfällig für Mottenbefall. Um den Schädlingbefall zu verhindern, wird sie bei der Verarbeitung zum Dämmstoff mit sogenannten Boraten wie Borsalz (Natriumborat) behandelt. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass Borsalz die Brennbarkeit weiter herabsetzt.

Allerdings: Die Wirkung lässt nach einigen Jahren nach. Zudem lässt sich mit Boraten und anderen chemischen Mottenabwehrmitteln behandelte Schafwolldämmung nicht kompostieren – im Gegensatz zu naturbelassenem Material. Ist der Dämmstoff chemisch behandelt, müssen Sie ihn beim Wertstoffhof oder einer anderen kommunalen Sammelstelle entsorgen.

Kosten

Ein weiterer Nachteil können die Kosten für Material und Einbau sein. Im Vergleich zu anderen ökologischen Dämmstoffen liegen die Kosten deutlich über dem Durchschnitt. Wollen Sie die Schafwolle in Form von Dämmplatten oder -matten verarbeiten, müssen Sie mit etwa 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter rechnen. Der Preis für eine lose Stopf- oder Einblasdämmung beträgt etwa die Hälfte.

Dazu kommen die Einbaukosten, die stark vom geplanten Bauprojekt abhängen. Im Durchschnitt belaufen sie sich auf ungefähr 60 Euro pro Arbeitsstunde. Bei unkomplizierten Vorhaben wie einer einfachen Zwischensparrendämmung nach einer Sanierung am Dach lohnt es sich, den Einbau selbst vorzunehmen.

Schafwolle als Dämmung? Vorteile und Nachteile auf einen Blick

VorteileNachteile
Niedrige Wärmeleitfähigkeit für optimalen Wärmeschutz in Sommer wie WinterMittelmäßiger Brandschutz, Baustoffklasse B2 (normal entflammbar)
Sehr guter SchallschutzVergleichsweise hohe Kosten für Material und Einbau
Ökologische Beschaffung, da natürliches Nebenprodukt der jährlich notwendigen SchafschurEnthält ggf. umweltbelastende Zusatzstoffe, um Brandschutz und Schädlingsabwehr zu verbessern
Vorteile für Feuchtigkeitsregulierung und Raumklima
Kompostierbar (falls Zusatzstoffe es erlauben)

Schafwolle als Dämmstoff einbauen: Anleitung in sechs Schritten

Um eine Schafwolldämmung selbst anzubringen, sind weder besondere Fähigkeiten noch eine Spezialausrüstung nötig. Unsere Anleitung zeigt, wie Sie dabei vorgehen.

  1. Die richtige Vorbereitung

    Messen Sie zunächst die zu dämmende Wand aus und berechnen, wie stark die Dämmschicht für die angestrebte Energiebilanz des Hauses sein sollte. Anschließend bestellen Sie die Schafwolle in Form von Dämmplatten oder -matten mit den nötigen Spezifikationen. Sie brauchen keine Spezialwerkzeuge für den Einbau. Ein Maßband zum Nachmessen, ein gut funktionierender Handtacker zur Befestigung sowie gegebenenfalls eine Stehleiter reichen aus.

  2. Matten ablängen

    Übertragen Sie die Abstände zwischen den Holzbalken mithilfe des Maßbandes auf die Matten. Reißen Sie die Matten an der gewünschten Stelle ab. Das im Inneren verarbeitete Gitter ermöglicht das händische Ablängen und gibt den Matten dennoch Stabilität.

  3. Schafwolledämmung anbringen

    Drücken Sie die Matte so zwischen die Balken der Holzkonstruktion, dass das Tragegitter gut im Zwischenraum sitzt. Anschließend tackern sie die Matte etwa alle 20 cm fest. An Oberkanten wählen Sie einen kürzeren Abstand von etwa 10 cm, damit die Matte auch über längere Zeit zuverlässig gehalten wird.

  4. Falls erforderlich: zweite Schicht anbringen

    Damit die Sparrentiefe vollständig gefüllt wird, sind gegebenenfalls mehrere Dämmschichten nötig. Ist das der Fall, wiederholen Sie die vorherigen Schritte für die nächste Lage.

  5. Dampfbremse anbringen

    Anschließend bringen Sie über der Schafwolledämmung eine diffusionsoffene Dampfbremse an, die die die feuchtigkeitsregulierende Wirkung der Schafwolle unterstützt.

  6. Verkleidung anbringen

    Zum Schluss können Sie Bretter aus Holz, Spanplatten, Gipskartonplatten oder andere Werkstoffe als Verkleidung anbringen und den Raum damit für weitere Arbeitsschritte vorbereiten.

FAQ zum Dämmstoff Schafwolle

Welchen Vorteil hat Schafwolle als Dämmstoff im Hausbau?

Das Tierfell kann von Natur aus große Mengen Wärme und Feuchtigkeit aufnehmen und speichern. Das lässt sich auch auf Gebäude übertragen. Dort kann Schafwolle als Dämmung mit folgenden Eigenschaften überzeugen:
· niedrige Wärmeleitfähigkeit für optimalen Wärmeschutz in Sommer wie Winter
· sehr guter Schallschutz
· ökologische Beschaffung, da natürliches Nebenprodukt der jährlich notwendigen Schafschur
· Vorteile für Feuchtigkeitsregulierung und Raumklima im Gebäude
· kompostierbar (falls Zusatzstoffe es erlauben)

Welche Nachteile hat Schafwolle als Dämmstoff?

Schafwolle als Dämmung hat wenige Nachteile:
· mittelmäßiger Brandschutz, Baustoffklasse B2 (normal entflammbar)
· vergleichsweise hohe Kosten für Material und Einbau
· enthält ggf. umweltbelastende Zusatzstoffe, um Brandschutz und Schädlingsabwehr zu verbessern

Kann Schafwolle als Dämmstoff verfaulen oder schimmeln?

Bei fachgerechter Vorbehandlung und korrektem Einbau ist die Schafwolledämmung optimal vor Schädlingsbefall und Verrottung geschützt. Schimmelbildung ist aufgrund der guten Feuchtigkeitsregulierung nicht zu befürchten.

Lässt sich eine Schafwolledämmung selbst herstellen?

Erst durch den Einsatz spezieller Verfahren und Maschinen wird aus frisch geschorener Schafwolle ein zuverlässiger Dämmstoff. Neben der Schädlingsabwehr müssen Sie vor allem Vorgaben zum Brandschutz und zur Restfeuchte im Material beachten, damit die Dämmung mit Wolle sicher ist und effektiv funktioniert. Aus diesem Grund sollten Sie sich auf professionell erzeugte und geprüfte Baustoffe verlassen, anstatt die Dämmung selbst herzustellen.

Bildquellen:
© gettyimages.de – BanksPhotos