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Sowohl im Handwerk, in der Industrie oder im Hobbybereich gibt es zahlreiche Anwendungsszenarien, bei denen Sie elektrisch leitfähige Verbindungen herstellen müssen. Das Crimpen hat sich hierfür als ein einfaches Fügeverfahren und eine zuverlässige Alternative zum Löten etabliert. In diesem Ratgeber finden Sie alle Informationen zu dieser Verbindungsmethode sowie eine Anleitung zum Crimpen.

Was ist crimpen und welche Vorteile bietet es?

Das Crimpen bezeichnet eine Verbindungstechnik für Metalle, bei der eine elektrische Leitfähigkeit hergestellt wird – etwa, indem zwei Kabel miteinander verbunden werden oder ein Kabel mit einem passenden Stecker ausgestattet wird. Das Verfahren selbst ist mechanisch und verbindet die jeweiligen Komponenten durch festes Zusammenpressen. Daher kommt auch der Name des Verfahrens: Das englische Wort „to crimp“ kann mit „eindrücken“, „quetschen“, „pressen“ oder „falten“ übersetzt werden.

Die Bauteile werden um die nach dem Abisolieren freiliegenden Litzen (= aus Einzeldrähten bestehenden, elektrischen Leiter) gelegt und mit einer passenden Crimpzange fest verpresst. Bei Handwerks- und Reparaturarbeiten werden dazu Crimpzangen und passende Crimphülsen verwendet. In der industriellen Fertigung kommen hierfür Crimpautomaten zum Einsatz, die präzise Verbindungen in kürzester Zeit und hoher Anzahl herstellen können.

Zum Crimpen eignen sich:

  • Steckverbinder
  • Aderendhülsen
  • Kabelschuhe

Das Crimpen ist dann besonders geeignet, wenn feindrähtige Litzen dauerhaft und sicher mit einer perfekten Kontaktierung verbunden werden sollen. Vorteilhaft ist hierbei, dass es sich beim Crimpen um ein gasdichtes Fügeverfahren handelt: Die für den Anschluss freiliegenden Litzen sind nach dem Crimpen wieder luftdicht umschlossen und so vor Oxidation geschützt. Da die Verbindung durch Zusammenpressen erreicht wird, ist das Verfahren sowohl für Kabel mit Einzellitzen (z. B. Patchkabel) als auch für größere Kabelquerschnitte geeignet.

Voraussetzung dafür ist, dass richtig gecrimpt wird: Für die jeweiligen Komponenten muss das geeignete Crimpverfahren gewählt sowie die passende Zange und Hülse verwendet werden. Wird korrekt gecrimpt, ist die entstandene Verbindung höchst belastbar und dauerhaft haltbar.

Was bedeutet crimpen in der Praxis? Anwendungsfälle und Beispiele

Im professionellen Bereich ist das Crimpen vor allem für die Automobilindustrie sowie die Einrichtung leistungsfähiger Strom- und Kommunikationsnetzwerke von Bedeutung: Hier ist das Crimpen das aktuell schnellste und zuverlässigste Verfahren, um dauerhafte und mechanisch hochbelastbare Kabel- und Steckverbindungen zur Steuerung der Fahrzeugelektronik bzw. zur Signalübertragung herzustellen.

Im Handwerk oder Baugewerbe kommt Crimpen vor allem bei der Elektroinstallation sowie der Einrichtung von Telekommunikationsnetzen und Photovoltaikanlagen zum Einsatz. Hier geht es in den meisten Fällen darum, bereits verlegte Kabel mit den passenden Steckern zu crimpen.

Anwendungsfälle sind unter anderem:

  • Heimnetzwerk: RJ45-Stecker mit Netzwerkkabel crimpen
  • Professionelle Netzwerke: CAT7- oder CAT6-Netzwerkkabel und -Stecker crimpen
  • Photovoltaikanlagen: Solarkabel mit einem MC4-Stecker crimpen

Richtig crimpen: Welche Crimpverbindungen gibt es?

Beim Crimpen werden die abisolierten Kabelenden zunächst in eine Hülse gesteckt, die anschließend in eine bestimmte Form gepresst wird. Welche Form das ist, hängt neben dem Kabelquerschnitt vor allem von der Form der Steckverbindung ab. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jede Hülse in jede beliebige Form gepresst werden kann. Hülsen und Werkzeug müssen also passend zur richtigen Crimpform ausgewählt werden.

Die gängigsten Crimp- und Pressformen in der Übersicht:

Übersichtsgrafik der gängigsten Crimp- und Pressformen

Werkzeug und Materialien zum richtigen Crimpen

Sobald Sie wissen, welche Crimpform für Ihr Projekt benötigt wird, können Sie die passende Ausrüstung bereitlegen. Zum Crimpen brauchen Sie:

  • eine Zange zum Abisolieren der Kabelenden
  • ein geeignetes Presswerkzeug, also eine Crimpzange oder ein Spezialgerät (z. B.: RJ45-Zange)
  • passende Crimphülsen

Die Crimpzange muss zum Kabelquerschnitt und den gewählten Hülsen passen. Dabei haben Sie die Wahl zwischen Crimpzangen für isolierte oder unisolierte Verbinder sowie Modelle, die für beide Varianten geeignet sind. Zudem gibt es Unterschiede in der Kraftübertragung und Verriegelung des Werkzeugs. Mit robusten Crimpzangen zur Zweihandbedienung können Sie auch Leiter mit großen Kabelquerschnitten zuverlässig crimpen.

Als Crimphülsen kommen isolierte und unisolierte Steckverbinder bzw. Aderendhülsen infrage. Außerdem gibt es offene und geschlossene Ausführungen:

  • Offene Crimphülsen: für Kabelquerschnitte bis maximal 50 mm² und Falt- oder OVL-Crimpformen
  • Geschlossene Crimphülsen: für Kupferleiter bis maximal 1.000 mm² oder Aluminiumleiter bis 1.200 mm2 Kabelquerschnitt und Sechskant-, Vierkant-, Dorn- oder W-Crimps

Bei Handwerksarbeiten oder Installationen im Haushaltsumfeld werden überwiegend Aderendhülsen verwendet, um feindrähtige Litzen in Schraubklemmen zu befestigen. Für diesen Anwendungsfall gibt es spezielle Aderendhülsenzangen.

Richtig crimpen: Anleitung für die Verbindung von Kabel und Stecker

Einer der häufigsten Anwendungsfälle ist das Crimpen von Netzwerkkabeln bei der Installation eines Datennetzwerks sowohl für den privaten als auch den professionellen Einsatz. Auf diese Weise erhalten Sie ein Kabel in der exakt benötigten Länge oder können nachträglich weitere Stecker bzw. Endgeräte an bereits verlegte Kabel anschließen. Daher zeigen wir Ihnen exemplarisch, wie Sie ein Netzwerkkabel mit einem RJ45-Stecker bzw. Cat.6-Stecker crimpen in der folgenden Anleitung.

  1. Werkzeug und Material bereitlegen

    Richtig crimpen Schritt 1: Werkzeug und Arbeitsmaterial zurechtlegenLegen Sie eine geeignete Crimpzange, einen RJ45/Cat.6-Stecker sowie einen Elektronikseitenschneider bereit.

  2. Datenkabel abisolieren

    Richtig crimpen Schritt 2: Das Datenkabel abisolierenSchieben Sie zunächst die Knickschutzhülle auf das Kabel und isolieren Sie die Kabelenden ab, ohne die Abschirmung und die einzelnen Aderisolierungen zu beschädigen. Danach wird die Kabelabschirmung nach hinten gelegt und die Aderabschirmung (falls vorhanden) entfernt.

  3. Kabelenden einführen und kürzen

    Richtig crimpen Schritt 3: Die Kabelenden einführen und kürzenLegen bzw. fädeln Sie die abisolierten Kabelenden in den RJ45-Stecker ein. Beachten Sie dabei den Netzstandard (T568A oder T568B). Er entscheidet darüber, welcher Draht an welche Stelle gehört. und kürzen Sie sie mit einem Elektronikseitenschneider auf die benötigte Länge.

  4. Stecker crimpen

    Richtig crimpen Schritt 4: Den Stecker crimpenLegen Sie den Stecker in die Crimpzange ein und drücken Sie die Zange zusammen, um die Steckerkontakte auf die Drähte zu pressen.

  5. Kabel festklemmen und Knickschutz anbringen

    Richtig crimpen Schritt 5: Das Kabel festklemmen und den Knickschutz anbringenFalls nötig, ziehen Sie nun die Klemmvorrichtung des Steckers fest, damit das Steckergehäuse Kontakt zur Kabelabschirmung hat. Bei einigen Varianten geschieht dies automatisch beim Einschieben des Kabels. Wenn alles richtig sitzt, schieben Sie den Knickschutz auf den Stecker.

  6. Verbindung prüfen

    Richtig crimpen Schritt 6: Verbindung prüfenNutzen Sie einen speziellen Kabeltester, um sicherzustellen, dass alle Kontakte des RJ45-Steckers ordnungsgemäß funktionieren.

Wie crimpt man richtig und was ist dabei zu beachten?

Beim Crimpen von Kabeln und Verbindungen können Fehler passieren, die die Funktion der Kabelverbindung beeinträchtigen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Wählen Sie immer die passenden Werkzeuge und Komponenten.
  • Isolieren Sie das Kabel in der richtigen Länge ab und legen Sie es korrekt in die Crimphülse ein. Die perfekte Position richtet sich nach der Bauform der Crimphülse. Die Isolationsfixierung der Hülse darf nur die blanken Kabelenden umschließen. In der Öffnung davor muss noch ein Teil der Isolierung, in der Öffnung dahinter das Ende der Kabeldrähte sichtbar sein.
  • Achten Sie auf den richtigen Druck: Sie dürfen weder zu viel noch zu wenig Druck beim Verpressen ausüben. Zwischen den einzelnen Drähten sollen keine Zwischenräume bleiben, gleichzeitig dürfen Sie nicht verformt werden.
  • Stellen Sie sicher, dass die Kabelisolierung intakt ist.
  • Vermeiden Sie Öl- oder Schmiermittelrückstände auf den abisolierten Kabelenden: Diese können die spätere Leitungsfähigkeit beeinflussen.
  • Prüfen Sie Funktion und Qualität der Crimpverbindung mit einem geeigneten Kabelprüfer, bevor Sie das Kabel in Betrieb nehmen.

Um Arbeitsunfälle beim Crimpen zu vermeiden, sollten Sie sich gegebenenfalls mit Schutzhandschuhen und einer Schutzbrille schützen. Für den Notfall sollte sich immer eine Grundausrüstung für Erste Hilfe in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes befinden.

Halten Sie sich beim Crimpen immer an die Norm DIN EN IEC 60352-2 „Lötfreie Verbindungen – Teil 2: Crimpverbindungen“. Hier finden Sie neben Empfehlungen zu Werkzeugen und Crimpkontakten auch Regelungen zum richtigen Crimpen, zur Fehlervermeidung und Unfallverhütung.

Wie wird die Crimpverbindung auf Qualität und Haltbarkeit überprüft?

Eine Verbindung, die richtig gecrimpt wurde, sollte eine sichere und langfristig stabile Stromübertragung gewährleisten. Mit diesen Verfahren prüfen Sie die Verbindung:

PrüfverfahrenDetails
Sichtprüfung• die Crimpform sollte gleichmäßig und ohne Risse oder Verformungen sein
• die Kabelisolierung muss unbeschädigt sein und darf nicht in den Crimpbereich hineinragen
• alle Litzen müssen fest vercrimpt und unbeschädigt sein
Mechanische Prüfung• Zug- und Biegetest: mit einem Kraftmesser wird die Stabilität der Verbindung unter Zug- und Biegeeinwirkung geprüft
Elektrische Prüfung• Durchgangs- und Isolationsprüfung: Hierbei wird geprüft, ob die Verbindung zuverlässig elektrischen Strom leitet.

Welche Prüfmethoden sachgemäß sind und welche Kriterien dafür zugrunde gelegt werden, hängt immer vom jeweiligen Anwendungsfall ab.

FAQ zum richtigen Crimpen

Was ist crimpen?

Das Crimpen bezeichnet eine Verbindungstechnik für Metalle, bei der eine elektrische Leitfähigkeit hergestellt wird – etwa, indem zwei Kabel miteinander verbunden werden oder ein Kabel mit einem passenden Stecker ausgestattet wird. Das Verfahren selbst ist mechanisch und verbindet die jeweiligen Komponenten durch festes Zusammenpressen mit einer geeigneten Crimpzange.

Was braucht man zum Crimpen?

Um Kabel oder Stecker zu crimpen brauchen Sie lediglich eine Abisolierzange, eine geeignete Crimpzange, Crimp- bzw. Aderendhülsen sowie den passenden Steckverbinder. Bei der großen Auswahl an verschiedenen Formen und Varianten ist es wichtig, dass Sie die für Ihren Bedarf passenden Komponenten wählen, um eine einwandfrei funktionierende, leitende Verbindung zu erhalten.

Worin besteht der Unterschied zwischen Crimpen und Löten?

Im Gegensatz zum Crimpen werden beim Löten die Litzen mithilfe einer aufgebrachten Metalllegierung und großer Hitzeeinwirkung miteinander verbunden. Beide Verfahren bieten bei korrekter Durchführung verschiedene Vorteile:

Crimpen
Vorteile:
• schnelles und dauerhaft haltbares Verfahren
• kann bei bereits verlegten Kabeln angewendet werden
• bestehende Kabelnetze können einfacher erweitert und repariert werden

Nachteile:
• Verbindung nur von bestimmten Materialien möglich

Löten
Vorteile:
• verschiedene Materialien und Werkstoffe können miteinander verbunden werden

Nachteile:
• höchste Präzision erforderlich
• höherer Zeitaufwand
• Lötverbindungen werden im Laufe der Zeit schwächer

Bildquellen:

© gettyimages.de – Sasha Vasyliuk