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Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Produktionsbetrieben sind aufeinander abgestimmte, effiziente Arbeitsabläufe. Das betrifft die einzelnen Etappen der Fertigung genauso wie vorangehende oder anschließende Tätigkeiten in Lager, Versand oder Logistik. Ist das Zusammenspiel gestört, kann es zu Verzögerungen und schlimmstenfalls sogar zu Lieferengpässen kommen. Mit einem Produktionslager, das optimal zu Ihrem Betrieb passt, schaffen Sie die besten Voraussetzungen für einen reibungslosen Fertigungsprozess. Worauf es dabei ankommt und welche Organisationsformen es gibt, finden Sie mithilfe dieses Ratgebers heraus.
Was ist ein Produktionslager? Definition und Zweck
In einem Produktionslager wird alles bereitgestellt, was für die Produktion in einem Unternehmen benötigt wird. Es deckt den Bedarf an Rohstoffen und Materialien oder dient der Aufbewahrung von halb fertigen Waren, bis der richtige Zeitpunkt zur Weiterverarbeitung oder Fertigstellung der Produkte gekommen ist.
Mit einem Produktionslager stellen Sie eine lückenlose Versorgung der Produktion sicher, da die Beschaffung direkt aus dem eigenen Lager erfolgt. Aus diesem Grund werden Produktionslager auch Beschaffungslager genannt. Mit ihrer Hilfe lassen sich längere Bestell- und Lieferzeiten bei Zulieferbetrieben abfangen, sodass diese sich nicht negativ auf die Produktionsleistung oder Ihren Warenbestand auswirken.
Verschiedene Arten von Produktionslagern
Wenn Sie ein Produktionslager einrichten, sollten Sie zunächst abwägen, welche Form für Ihr Unternehmen am sinnvollsten ist. Jedes Lager stellt verschiedene Anforderungen an die Intralogistik, die Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen müssen.
Es werden folgende Arten von Produktionslager unterschieden:
- Vorgelagertes Produktionslager: Lagerung großer Mengen von Rohstoffen und Rohmaterialien zur Fertigung der Produkte
- Produktionszwischenlager: Lagerung von Zwischenprodukten und halb fertigen Erzeugnissen zur bedarfsgerechten Weiterverarbeitung
- Nachgelagertes Produktionslager: Lagerung der verkaufsfertigen Produkte
Auch wenn die Begriffe Produktionslager und Beschaffungslager synonym verwendet werden, kann in dieser Kategorisierung nur das vorgelagerte Produktionslager als reines Beschaffungslager bezeichnet werden. Die anderen Lagervarianten entsprechen Zwischenlagern und Kommissionierlagern.
Planung und Organisation eines Produktionslagers
Die Lagerplanung und -organisation spielt eine wichtige Rolle bei der Auswahl des passenden Produktionslagers. Führen Sie zunächst eine umfassende Analyse sämtlicher Lager- und Produktionsprozesse durch. So können Sie beurteilen, welche Schnittstellen zwischen beiden Bereichen bestehen, ob ein Produktionslager wirtschaftlich und logistisch sinnvoll ist und welche Kapazitäten Sie benötigen.
Auf dieser Basis können Sie die Lagerform und eine geeignete Lagerstrategie festlegen, die das schnelle und reibungslose Zusammenspiel zwischen Lager und Produktion ermöglicht. Sorgen Sie für direkte, möglichst kurze Transportwege, denn lange Lagerzeiten und unnötig lange Transportwege treiben die Kosten in die Höhe.
Die Transportwege haben zudem Einfluss auf die Standortwahl:
- Befindet sich eine große Auswahl verschiedener Lagergüter im Beschaffungslager, sollte es möglichst nah an der Produktionsstätte sein, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen.
- Werden jedoch nur wenige Rohstoffe, dafür aber in sehr großen Mengen gelagert, kann die Lagerung abseits des Firmengeländes in einem externen Beschaffungslager sinnvoller sein, denn hier können Sie häufig Kosten sparen.
- Bei einem Zwischenlager ist die unmittelbare Nähe zur Produktionsstätte entscheidend, weil die Produkte mindestens zwei Fertigungsszyklen durchlaufen.
Berücksichtigen Sie auch konkrete Fragen der wirtschaftlichen Betriebsführung, z. B. die der passenden Lagerausstattung. Dazu gehören die optimalen Intervalle und Mengen für die Nachbestellung von Rohstoffen, Möglichkeiten zur Automatisierung gleichförmiger Prozesse oder die Nutzung von Kitting-Verfahren, um die Materialbeschaffung aus externen, weiter entfernten Produktionslagern zu optimieren. Selbst die Wahl von Produktverpackungen kann Auswirkungen auf die Wahl des passenden Produktionslagers haben. Wenn Sie Ihre Produkte so verpacken, dass sie sowohl längere Lagerzeiten überstehen als auch direkt verkauft werden können, sparen Sie sich zusätzliche Arbeitsschritte vor dem Versand.
An diesen Beispielen wird deutlich: Ein gutes Supply Chain Management ist unerlässlich, um alle entscheidenden Faktoren ausreichend zu berücksichtigen und aufeinander abzustimmen. Es sorgt dafür, dass alle Prozesse von der Rohstoffbeschaffung über Produktion, Lagerung und Logistik bis hin zum Verkauf wirtschaftlich optimal ablaufen.
Vor- und Nachteile von Beschaffungslagern
Die Einrichtung eines Beschaffungslagers ist immer dann sinnvoll, wenn eine vorausschauende Lagerung die Produktion absichert und gleichzeitig kurze Durchlaufzeiten gegeben sind, die den Bedarf an Lagerfläche sowie die Lagerkosten gering halten. Mit einem realistischen Blick auf aktuelle Bedingungen und potenzielle Entwicklungschancen Ihres Unternehmens können Sie entscheiden, ob die jeweiligen Vorteile oder Nachteile schwerer wiegen.
Vorteile | Nachteile |
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· Eigene Rohstoff- und Materialvorräte sichern die Fertigungsprozesse · Größere Unabhängigkeit von Marktknappheit oder Lieferengpässen zuliefernder Unternehmen · Lager- und Produktionsprozesse können optimal aufeinander abgestimmt werden · Schnelle Reaktion auf kurzfristig erhöhte Nachfrage möglich · Kürzere Transport- und Lieferzeiten dank effizienter Intralogistik · Ideale Voraussetzungen für Automatisierung in Lager und Produktion · Zwischenlagerung erlaubt die Individualisierung der Produkte | · Zeitaufwand für Planung, Bau und Organisation des Produktionslagers · Hohe Investitionskosten · Aufwendige Verwaltung |
FAQ zu Produktionslagern
Ein Produktionslager ist ein Lagerkomplex, der sich ausschließlich an der Produktion orientiert. Dort werden alle Rohstoffe, Teile oder Materialien für den Fertigungsprozess der Produkte eines Betriebs gelagert. Ebenso kann es zur Zwischenlagerung halb fertiger Waren dienen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt oder nach einem individuellen Bestellwunsch fertiggestellt werden.
Die Hauptaufgabe eines Produktionslagers ist die Absicherung der Produktion. Durch den Vorrat an Rohstoffen oder halb fertigen Produkten lassen sich Verzögerungen bei der Fertigung und eventuelle Lieferengpässe vermeiden. Dadurch wird die Abhängigkeit von zuliefernden Unternehmen oder kurzfristigen Marktentwicklungen geringgehalten.
· Vorgelagertes Produktionslager zur Lagerung von Rohstoffen und Materialien für den Fertigungsprozess
· Produktionszwischenlager zur Lagerung von halb fertigen Zwischenprodukten vor der Weiterverarbeitung
· Nachgelagertes Produktionslager zur Lagerung der fertigen Produkte
Kann das Beschaffungslager zum Beispiel aus Platzgründen oder aufgrund bestimmter Sicherheitsvorkehrungen nicht auf dem Betriebsgelände eingerichtet werden, spricht man von einem externen Beschaffungslager. In diesem Fall ist zwar der Transport vom Lager zur Produktion aufwendiger, dennoch kann diese Lösung aufgrund besser geeigneter oder größerer Lagerflächen sinnvoll sein.
Die Einrichtung eines eigenen Produktionslagers ist unter zwei Gesichtspunkten sinnvoll:
1. Angebotsmengen und Preise der benötigten Materialien und Ausgangsstoffe sind immer wieder Schwankungen unterworfen, sodass die betriebsinterne Lagerung die Versorgung der Produktion stabilisiert.
2. Die Lagergüter werden schnell und in großen Mengen verbraucht, sodass keine unwirtschaftlich langen Lagerzeiten zu befürchten sind.
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