Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors
post
Lesezeit: 7 Minuten

Die Distributionslogistik ist ein zentraler Bereich jedes Produktions- und Versandunternehmens. Sie organisiert und steuert sämtliche Lager-, Vertriebs- und Lieferprozesse der Waren auf dem Weg zur Kundschaft. Entsprechend groß ist die Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die zentralen Ziele und Aufgaben der Distributionslogistik vor und erläutern, wie die Prozesse so effizient und kostengünstig wie möglich gestaltet werden können.

Was ist Distributionslogistik und warum ist sie wichtig?

Die Distributionslogistik ist entsprechend ihrer Definition ein Teilgebiet der Logistik, das sich ausschließlich mit der Verteilung der Waren nach der Produktion befasst. Daher wird sie auch als Vertriebslogistik oder Absatzlogistik bezeichnet. In den Zuständigkeitsbereich der Distributionslogistik fallen alle Prozesse, die eine Ware bis zur Ankunft bei der Kundschaft durchläuft – von der Einlagerung über die Kommissionierung bis zu Verpackung, Versand und Auslieferung.

Da die Distributionslogistik ausschließlich für die Warenverteilung nach der Produktion zuständig ist, wird sie klar von anderen logistischen Aufgaben in einem Unternehmen, wie zum Beispiel der Rohstofflagerung oder der Versorgung der Produktion, getrennt. Dennoch haben Beschaffungslogistik, Produktionslogistik und Distributionslogistik natürlich Berührungspunkte und letztlich ist eine übergreifende Organisation aller innerbetrieblichen Prozesse entscheidend für eine optimal funktionierende Intralogistik.

Als Bindeglied zwischen Produktion und Warenabsatz kommt der Distributionslogistik eine hohe Bedeutung zu. Bei einer optimalen Organisation aller Prozesse sind die Waren eines Unternehmens schnell und in ausreichender Anzahl für die Kundschaft verfügbar. Das hat Einfluss auf:

  • Wettbewerbsfähigkeit: mögliche Wettbewerbsvorteile durch zuverlässige Verfügbarkeit und eine schnelle, günstige Lieferung
  • Wirtschaftlichkeit: Kostensenkung durch an die Nachfrage angepasste Lagerstrategien und optimierten Versand
  • Kundenzufriedenheit: Transparenz und Zuverlässigkeit erhöhen die Kundenbindung

Aufgrund dieser bedeutenden Auswirkungen ist eine regelmäßige Analyse der Absatz- und Vertriebsprozesse ein wichtiges Instrument der Betriebsführung. So erkennen Sie, bei welchen Schritten Verbesserungspotenzial besteht und wo Sie ansetzen müssen, um die Distributionslogistik zu optimieren.

Welche Ziele hat die Distributionslogistik?

Doch bevor es an die Optimierung geht, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen überhaupt zu erwarten sind. Das wird klarer, wenn man sich die Ziele der Distributionslogistik einmal im Detail anschaut:

  1. zuverlässige Warenverfügbarkeit in der benötigten Qualität und Quantität
  2. geringe Lager- und Transportkosten für Unternehmen und Kundschaft
  3. Einfluss auf die Verkaufsstrategie im Einzelhandel durch Mitbestimmung bei Produktplatzierung und -vermarktung

Hier wird ein grundsätzliches Problem der Distributionslogistik deutlich: Einige der Ziele stehen im deutlichen Widerspruch zueinander. So sollen Waren immer in der gewünschten Qualität und Anzahl verfügbar sein, gleichzeitig dürfen die Lagerbestände nicht zu groß werden, um hohe Lagerkosten zu vermeiden. Und wenn Bestellungen möglichst schnell bearbeitet und ausgeliefert werden, ist das nur schwierig mit niedrigen Versandkosten und einer umweltfreundlichen Versandstrategie vereinbar. Hier gilt es, Kompromisse zu finden, die sowohl das Unternehmen selbst als auch die Kundschaft berücksichtigen, um eine wirtschaftliche, kundenfreundliche und nachhaltige Distributionslogistik aufzubauen.

Aufgaben und Prozesse der Distributionslogistik

Um die oben definierten Ziele der Distributionslogistik zu erreichen, müssen in der Praxis eine Reihe von Prozessen geplant, organisiert und optimiert werden. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Strategische Aufgaben
  • Taktische Aufgaben
  • Operative Aufgaben

Während strategische Überlegungen vor allem in der Planungsphase eine Rolle spielen und im laufenden Betrieb nur gelegentlich überprüft und ggf. optimiert werden müssen, betreffen die taktischen und operativen Überlegungen vor allem die täglichen Betriebsabläufe.

Teilbereiche der DistributionslogistikErklärungBeispiele
StrategischFestlegung und Prüfung der generellen Lagerhaltungsstrategie• Standortwahl
Lagerplanung
• Verwaltung
• Marketingstrategie
TaktischFestlegung und Prüfung der Transportpolitik• Art und Anzahl der Transportmittel
• Transportwege
• Mindestabnahmemengen
• Beauftragung von Subunternehmen
OperativOrganisation der Auftragsabwicklung im Tagesgeschäft• Bestellmanagement
• Tourenplanung
• Festlegung der Lieferzeitpunkte
• Kundenservice
• Kommissionierung
• Verpackung und Versand

Operative Aufgaben und Prozesse der Distributionslogistik im Detail

Im Betriebsalltag haben alle drei Aufgabenkomplexe Auswirkungen auf die operativen Prozesse der Distributionslogistik. Daher stellen wir diese noch einmal im Detail dar:

Übersichtsgrafik Distributionslogistik

In das Gebiet der Auftragsabwicklung fallen alle Schritte von der Auftragsannahme bis zur Auslieferung der Bestellung. Vor allem im Bereich der Verwaltung besteht ein großes Automatisierungspotenzial, da Bestelleingänge, Auftragsweiterleitung, Rechnungsstellung etc. von einer leistungsfähigen Lagerhaltungssoftware übernommen werden können. Dadurch lassen sich sowohl Personalkosten und Fehlerquoten senken, als auch die Bestellabwicklung selbst beschleunigen.

Im Bereich der Lagerhaltung lassen sich die Prozesse mit verschiedenen Lagerarten und -strategien sowie verschiedenen Kommissioniermethoden und -technologien optimal an Unternehmensziele anpassen. Im Warenausgang können Details wie die Wahl der Verpackung zudem gewinnbringend für Marketing und Nachhaltigkeitsstrategien eines Unternehmens eingesetzt werden.

Zu guter Letzt ist die Wahl der Transportmittel und -wege entscheidend für ein optimales Touren- und Lieferzeitmanagement. Wichtige Kriterien für die Wahl sind Bestellmengen und die Entfernungen zwischen Lagerstandort und Kundschaft. Während mit der Luftfracht große Entfernungen in kürzester Zeit zurückgelegt werden können, lassen sich im Schienenverkehr große Gütermengen sicher und umweltfreundlich transportieren. Im Hinblick auf Flexibilität und Infrastruktur ist der Transport mit Lkw jedoch weiterhin unschlagbar. Hier gilt es, die entsprechenden Kennzahlen genau zu analysieren, um die wirtschaftlichste und kundenfreundlichste Lösung für die Transportpolitik eines Unternehmens zu finden.

Prozess am Beispiel eines Onlineshops für Lagerausstattung:

  1. Auftragsabwicklung:

    – Ein Kunde bestellt einen Rammschutzpoller über den Onlineshop.
    – Das System prüft die Verfügbarkeit im Lager und bestätigt den Auftrag.
    – Die Zahlungsabwicklung wird initiiert (z. B. Kreditkarte, PayPal).
    – Der Auftrag wird an das Lager weitergeleitet.

  2. Lagerhaltung:

    – Der Rammschutzpoller befindet sich im Zentrallager des Händlers, dass nach dem Prinzip „chaotische Lagerhaltung“ organisiert ist.
    – Das Lagerverwaltungssystem (LVS) ermittelt den genauen Lagerplatz des bestellten Pollers.

  3. Kommissionierung:

    – Ein Kommissionierer erhält den Auftrag auf seinem mobilen Datenterminal (MDE-Gerät).
    – Er begibt sich zum Lagerplatz und entnimmt den Rammschutzpoller.
    – Der Rammschutzpoller wird in einen Kommissionierbehälter gelegt und zum Verpackungsbereich transportiert.

  4. Verpackung:

    – Der Poller wird sorgfältig verpackt und in einen passenden Karton gelegt.
    – Der Karton wird verschlossen und mit einem Versandetikett versehen.

  5. Transport:

    – Der Paketdienstleister holt die Pakete im Lager ab.
    – Der Transport erfolgt per Lkw zum nächstgelegenen Paketzentrum.
    – Von dort wird das Paket weitergeleitet und schließlich zum Kunden geliefert.

Welche Distributionswege gibt es in der Absatzlogistik?

Eine der grundlegenden Entscheidungen für die Organisation der Distributionslogistik ist, ob ein Unternehmen seine Produkte selbst verkauft und im Kontakt zu seiner Kundschaft steht oder weitere Stufen wie Groß- und Einzelhandel zwischengeschaltet sind. Auf dieser Grundlage erfolgt die Einteilung in direkte und indirekte Distributionswege.

Die direkte Distribution lohnt sich für den Vertrieb von (teuren) Spezialprodukten mit einer überschaubaren Anzahl an Interessierten. Hier bringt der direkte Kontakt zwischen Unternehmen und Kundschaft große Vorteile und kann neben einer starken Kundenbindung unter Umständen auch günstigere Verkaufspreise und zuverlässigere Qualität sicherstellen.

Die indirekte Distribution wird abhängig von der Anzahl der zwischengeschalteten Stufen in drei Arten unterschieden:

  • Einstufendistribution: Hier erfolgt der Verkauf ausschließlich über einen externen Absatzmittler; in der Regel einen vom Unternehmen unabhängigen Online-Shop.
  • Zweistufendistribution: Die Produkte sind sowohl im Großhandel als auch im Einzelhandel erhältlich und werden so verschiedenen Interessengruppen zugänglich gemacht. In der Praxis ist das zum Beispiel bei vielen Elektrogeräten für Haushalt und Freizeit der Fall.
  • Mehrstufendistribution: Bei der auch als Multi-Channel-Distribution bezeichneten Methode gibt es mehr als zwei Absatzstufen. Das können unter anderem eigene Unternehmensfilialen, Kaufhäuser, (Online-)Versandhäuser oder Social-Media-Kanäle sein.

Wie kommt die Ware zur Kundschaft? Vertriebswege in der Distributionslogistik

Eng verbunden mit der Entscheidung für einen Distributionsweg ist auch die Frage nach den konkreten Vertriebswegen. Wie und wo sollen der potenziellen Kundschaft die Produkte eines Unternehmens angeboten werden? Einige Möglichkeiten wurden bereits bei der Mehrstufendistribution erwähnt.

VertriebswegEigenschaften
Online-Handeleigener Onlineshop oder Online-Marktplätze für den Verkauf von gut bekannten oder wenig komplexen Alltagsgegenständen
Direktverkaufbetriebseigenes Geschäft bzw. Lagerverkauf für beratungsintensive Produkte mit begrenztem Kundenkreis
VersandhandelVersandhäuser mit eigenen Lager- und Vermarktungsmöglichkeiten
GroßhandelAbsatz von Produkten in hohen Stückzahlen
Einzelhandeloptimal für Produkte im günstigen bis mittleren Preissegment, die eine möglichst breite Kundschaft erreichen sollen
FachhandelGeschäfte mit gut ausgebildetem Fachpersonal für technisch anspruchsvolle und beratungsintensive Produkt
Handelsvertretersinnvoll, wenn sich ein Unternehmen Absatzsteigerungen durch Produktpräsentationen und -vorführungen verspricht

Erfolgsfaktoren in der Distributionslogistik

Wenn die Absatzlogistik eines Unternehmens effizient geplant und gesteuert wird, wirkt sich das positiv auf Kundenzufriedenheit, Markenwert und Konkurrenzfähigkeit aus. Sie können damit Ihre Umsätze steigern und gleichzeitig die Kosten für die Distributionsprozesse senken. Doch wie lässt sich das am besten analysieren? Die folgenden Kennzahlen bieten wichtige Ansatzpunkte:

  • Lieferzuverlässigkeit
  • Termintreue
  • Transportschadensquote
  • Transportmittelnutzungsgrad

Die KPIs lassen sich mit den nachfolgenden Formeln ermitteln. Legen Sie dafür zunächst einen Zeitraum fest (z. B. Monat, Quartal oder Jahr), für den Sie die Ergebnisse ermitteln wollen. Achten Sie darauf, den Zeitraum auch in Zukunft beizubehalten, um die Vergleichbarkeit der Zahlen zu gewährleisten.

Distributionslogistik: Lieferzuverlässigkeit
Distributionslogistik: Termintreue
Distributionslogistik: Transportschadensquote
Distributionslogistik: Transportmittelnutzungsgrad

Haben Sie die einzelnen Berechnungen durchgeführt, erhalten Sie die jeweiligen Quoten in Prozent und können nun sowohl für den aktuellen Zeitpunkt als auch im Vergleich mit vorherigen Ergebnissen erkennen, ob und bei welchen Prozessen Ihrer Distributionslogistik Verbesserungsbedarf besteht.

Wie lässt sich die Vertriebslogistik eines Unternehmens optimieren?

Stellen Sie fest, dass sich die Kennzahlen über einen längeren Zeitpunkt verschlechtern bzw. unter dem Branchendurchschnitt liegen, müssen Sie eine Ursachenforschung betreiben und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Es ist unmöglich, an dieser Stelle konkrete Handlungsanweisungen zu geben, da die Gründe ebenso vielfältig wie unternehmensspezifisch sind. Ganz allgemein können Sie prüfen, ob die folgenden Maßnahmen infrage kommen:

  • Prozessoptimierung
  • höherer Automatisierungsgrad
  • Unterstützung durch moderne Technologien und Software (z. B. Warehouse- oder Transport-Management-Systeme)
  • zusätzliche Qualifizierung und Weiterbildung des Personals
  • Zusammenarbeit mit Absatzmittlern, Logistikdienstleistern und anderen Partnern optimieren
  • Nutzung und regelmäßige Auswertung von Big Data
  • nachhaltige Logistiklösungen implementieren

Trends und Herausforderungen in der Distributionslogistik

Der Online-Handel und die fortschreitende Automatisierung wirken sich auch auf die Distributionslogistik aus. Die Tatsache, dass Warenqualität, Preise und Lieferzeiten für die Kundschaft in Onlineshops leicht vergleichbar sind, hat zu einer verschärften Konkurrenzsituation geführt. Die Möglichkeit, sich die Waren am selben Tag liefern zu lassen (Same Day Delivery) oder direkt nach der Bestellung in einer Filiale abzuholen (Click and Collect), gehört fast schon zum Standard und stellt Kommissionierung und Logistik vor große Herausforderungen. Schließlich müssen die bestellten Waren in kürzester Zeit vor Ort und versandbereit sein.

Gleichzeitig achten die Verbraucher und Verbraucherinnen immer mehr auf Nachhaltigkeit und bevorzugen Unternehmen, die Ihre Logistik so umweltverträglich und CO₂-neutral wie möglich gestalten.

Für den Erfolg eines Unternehmens ist es wichtig, hier den goldenen Mittelweg zu finden. Eine Möglichkeit wäre die Einrichtung klimaneutraler Distributionslager an strategisch wichtigen Standorten. Auf diese Weise lassen sich kurze Versandwege und eine hohe Transportmittelauslastung realisieren, was sich positiv auf die Lieferzeiten auswirkt und die Umweltbelastung durch den Transport eindämmt. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, die sich eignen könnten; zum Beispiel:

  • Einsatz von E-Mobilität
  • umweltfreundliche Verpackungen
  • ökologischer Rücknahme- und Recyclingkreislauf

Letztlich ist die perfekte Lösung von den konkreten Bedingungen im jeweiligen Unternehmen abhängig. In jedem Fall ist eine weitgehende Automatisierung der Lager- und Versandprozesse sowie die Digitalisierung und fortlaufende Analyse aller entscheidenden Daten als Grundlage unverzichtbar, um eine konkurrenzfähige Distributionslogistik aufzubauen.

FAQ zur Distributionslogistik

Was versteht man unter Distributionslogistik?

Die Distributionslogistik umfasst alle logistischen Prozesse, die für die Verteilung der fertig produzierten Waren nötig sind. Dazu gehören neben der Ein- und Auslagerung der Waren auch Kommissionierung und Verpackung sowie der Versand an abnehmende Unternehmen, den Handel oder Endverbraucher und -verbraucherinnen.

Aufgabe der Distributionslogistik ist es, die bestellten Waren in der gewünschten Anzahl so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Distributionslogistik?

Um den Distributionsprozess nachhaltiger zu gestalten, muss die Distributionslogistik einen Mittelweg zwischen Kostenoptimierung und Umweltschutz finden. Das bedeutet in der Praxis, dass Transportmittel und -wege, Verpackungen und Lagerhaltung so gestaltet werden müssen, dass sie die Umwelt nicht belasten, aber dennoch rentabel für das Unternehmen sind.

Welche Faktoren beeinflussen die Distributionslogistik?

Die Organisation der Distributionslogistik ist in hohem Maße von den Bedingungen in einem Unternehmen abhängig. Dazu gehören:
• Absatzzahlen
• Lagerkapazitäten
• Produktvielfalt
• Versandwege
• Anzahl der Absatzmittler (Großhandel, Einzelhandel, Handelsvertreter, o. ä.)

Bildquellen:

© Jungheinrich AG